TC Bamberg wird Dritter beim Champions Cup 2010

Bamberg platziert sich an der Weltspitze hinter Norwegen und Kolumbien

Vom 26. bis 28. November fand der diesjährige Champions Cup, so der offizielle Name der Vereinsweltmeisterschaft im Unterwasserrugby, in Berlin statt. Als deutscher Vertreter qualifizierte sich der Tauchclub Bamberg durch den Sieg der Deutschen Meisterschaft 2010 bereits zum vierten Mal in Mit der Anreise am Freitag endete für den TC die intensivste Turniervorbereitung aller Zeiten. Über viele Monate hinweg hatte es sich in Trainingslagern, Taktiksitzungen und den wöchentlichen Trainings nur um den Cup gedreht. Seit Jahren lautet das große Ziel, dort einmal ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Doch diesmal sollte es noch nicht reichen. Wie auch in den vergangenen Saisons war zwar eine deutliche Leistungssteigerung zu spüren, für den Titel hingegen fehlte noch das entscheidende Quäntchen Meisterglück.

Der Auftakt am Freitagabend war für Bamberg die Partie gegen den ungarischen Meister Tiszavirag Budapest. Bereits im letzten Jahr konnte man über die Stärke des Teams aus der Donaustadt staunen, da Unterwasserrugby dort noch zu den neueren Sportarten zählt. Es besteht ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den beiden Mannschaften, nicht zuletzt bedingt durch die Tatsache, dass im Kader des TC Bamberg zwei ungarische Nationalspieler stehen.

Unmittelbar nach dem Anhupen war klar, dass es kein leichtes Spiel für die Deutschen werden würde. Die Ungarn kämpften wie die Löwen und ließen Angriff um Angriff der Bamberger ins Leere laufen. Lange dauerte es, bis schließlich das erlösende 1:0 durch Ardan Füßmann erzielt wurde. Im weiteren Spielverlauf hielten die Deutschen den Druck aufrecht, die Kräfte der Budapester ließen langsam nach, sodass sie nun mehr Chancen zulassen mussten. Die Folge waren weitere Tore für Bamberg durch Felix Walcher, Lukas Tadda, Niklas Tadda und Sebastian Lange. Der Endstand war jedoch mit 6:0 für Deutschland eindeutig.

Die Geschichte der Begegnungen zwischen Bamberg und dem norwegischen Meister Molde liest sich einseitig. Drei Niederlagen in drei Spielen der letzen Jahre, stehen für die Deutschen zu Buche. In 2007 und 2008 hatten die Norweger den Champions Cup gewonnen und 2009 den zweiten Platz hinter Malmö aus Schweden belegt. Ein ganz schwerer Brocken also, der hier in den Ring trat.
Dennoch lautete die feste Vorgabe: ein Sieg muss her! Der Gruppensieger bekäme einen leichteren Viertelfinalgegner und dieses Zwischenziel hatten sich beide Mannschaften gesetzt.
Mit großem Respekt gingen die Bamberger in die Partie. Zu groß vielleicht, denn die Nervosität war an allen Ecken und Enden zu spüren. Bald schon kam es so zu einem Wechselfehler mit zwei Minuten Zeitstrafe, der ein bis dahin ausgeglichenes Spiel in seiner Frühphase völlig durcheinanderwirbelte. Das Unterzahlspiel funktionierte zunächst gut, bis ein Fehler in der Deutschen Defensive den Norwegern kurz freie Bahn zum Torwart einräumte. Es war das 0:1. Nach vielen Jahren Turniererfahrung war dieser Rückschlag aber kein Genickbruch für das Bamberger Team. Im Gegenteil, die Angriffsbemühungen wurden nun verstärkt. Besser und besser kamen die Deutschen ins Spiel und verlagerten das Geschehen zunehmend ins Drittel des Gegners, die Bemühungen wurden jedoch immer wieder von Nervosität und Leichtsinn durchbrochen. So beging das Team im Laufe des Spiels noch weitere zwei Wechselfehler, die vom Schiedsrichtergespann aber glücklicherweise nicht bemerkt wurden. Als nur noch fünf Minuten zu spielen waren, verlegte sich Norwegen auf das reine Halten des Balles und spielte auf Zeit. Bis eine Minute vor Schluss schafften es die Bambergern nicht, in Ballbesitz zu gelangen. Doch dann kam ihr Augenblick. Andreas Weißenberger erobert den Ball, stürmt vor. Dort gibt es ein Gerangel, Molde erhält eine Zeitstrafe. Der Bamberger Trainer nimmt eine Auszeit und schwört sein Team auf Powerplay für die letzte Minute ein. Koste es was es wolle, der Ausgleich musste her. Hochkonzentriert geht das Team nach vorne, lässt den Ball laufen, hält die Norweger auf Distanz. Sieben Sekunden vor Schluss ist Lukas Tadda frei, wird angespielt und macht das Tor. Grenzenloser Jubel, es geht ins Strafwurfwerfen.
Die Halle war nun förmlich elektrisiert vor Spannung, die Leute feuerten das Bamberger Team, die vermeintlichen Underdogs, im Kampf gegen den Favoriten an. In einem hochdramatischen Penaltyschießen hatten die Deutschen den Sieg auf der Hand, das Glück entschied sich jedoch für die Norweger, und das Spiel ging mit 5:6 verloren. Anschließend blieben den Deutschen nur wenige Stunden, um die Niedergeschlagenheit zu überwinden, denn dann musste der Kopf frei sein für die letzte Partie der Vorrunde. Es galt, zumindest noch Gruppenzweiter zu werden.

Um 15:00 Uhr ging es im letzten Gruppenspiel gegen Wien um den Einzug ins Viertelfinale. Die bisherigen Ergebnisse sprachen eine eindeutige Sprache, jeder erwartete einen ungefährdeten Sieg des Deutschen Meisters.
Diese Haltung schien auch in den Köpfen der Bamberger zu stecken, denn bis zur Halbzeit funktionierte ihr sonst so druckvolles Spiel überhaupt nicht. Torchancen waren Mangelware, Zweikämpfe wurden nur halbherzig angenommen, kurz: es war kein schönes Unterwasserrugby. Den Pausenstand von 1:0 stellte Niklas Tadda her. Nach dem Seitenwechsel spielte Bamberg besser, Ansätze der ansonsten so tollen Kombinationen, des kraftvollen Offensivspiels zeigten sich, wenn auch nur zögerlich. Wien konnte dennoch nichts Entscheidendes entgegensetzen, die weiteren Tore für die Deutschen erzielten Klemens Neumüller, Jan Hofmann, Lukas Tadda und Andreas Weißenberger zum Entstand von 6:0.

Mittlerweile war der Viertelfinalgegner bekannt. Am Samstagabend würde gegen den schwedischen Meister aus Malmö gehen, den Vorjahressieger, der das Turnier schon viermal gewonnen hatte und gegen den Bamberg auf dem Champions Cup noch nie gewinnen konnte. Im Vorjahr war Bamberg jedoch erst im Penaltyschiessen gescheitert. Diesen Gegner hatte man vermeiden wollen. Nach der Niederlage gegen Molde führte der letzte verbleibende Weg in die Finalrunde also über Schweden.
Die Nervosität war wie weggeblasen. Von Anfang an spielte das deutsche Team Spitzen-UWR, drängte die Schweden in deren Drittel, baute das Spiel auf und führte Angriff um Angriff, nur selten von gegnerischen Aktionen unterbrochen. Deutlich war zu merken, dass hier Feuer drin war, es sollte Schluss mit der Niederlagenserie sein. Über beide Halbzeiten hinweg konnten die Bamberger das hohe Niveau halten, ließen den Schweden keine Verschnaufpause. Und endlich fiel das Tor: Mitte der zweiten Halbzeit war es Andreas Weißenberger, der das schwedische Tor freiblockte und einen Pass von Bela Csanyi sofort zur Führung verwandelte. Der Schock stand den Schweden ins Gesicht geschrieben. Es war nun nicht mehr lange zu spielen. Um in die Finalrunde einzuziehen, mussten die Deutschen ihre Führung nur noch kurze Zeit verteidigen. Doch wieder zeigte sich, dass das Bamberger Team noch jung und auf internationalem Parkett zum Teil unerfahren ist. Es gelang nicht, die Spannung zu halten, die Führung einfach nach Hause zu spielen. Zu früh ließ die Konzentration nach, die Malmöer Offensive erhielt mehr und mehr Raum. Kurz vor Schluss sah sich Lange gezwungen, ein taktisches Foul zur Verhinderung eines sicheren Tores zu begehen und dafür eine Zeitstrafe hinzunehmen. Während dieses Überzahlspiels schaffte Malmö den Ausgleich durch einen Konter mit vier Mann und versetzte dem Bamberger Team nun seinerseits einen Schock. Die Deutschen waren zu offensiv gewesen. Wieder ging es ins Strafwurfwerfen.
Zunächst verteidigt Lukas Tadda, doch er kann das Tor durch den bulligen Schweden nicht verhindern. Felix Walcher verwandelt postwendend zum 2:2. Und dann ist die Stunde von Geza Toth gekommen, der sich an diesem Tag einen ewigen Platz in der Vereinschronik sichern soll: in unnachahmlicher Art hält er den zweiten Strafwurf der Schweden! Jetzt muss Bamberg nur noch einmal treffen. Andreas Weißenberger lässt seinem Gegner keine Chance, macht den Sieg klar! Der Tauchclub Bamberg hatte nach tollem Spiel den Vorjahressieger aus dem Turnier geworfen und stand in der Finalrunde.

Endrunde
Den Samstagabend nutzte das deutsche Team zur Entspannung und zur Vorbereitung auf die beiden Finalspiele am Sonntag. Im Kampf um den Turniersieg würde es dann gegen die Orcas aus Medellin, Kolumbien und erneut gegen Molde aus Norwegen gehen. Es war zu diesem Zeitpunkt schwer, die Kolumbianer einzuschätzen, Bamberg hatte noch nie gegen dieses Team gespielt. In den Vorrundenpartien waren den Orcas eindrucksvolle Ergebnisse gelungen, unter anderem hatten sie den finnischen Meister 3:0 geschlagen. Man wollte diesen Gegner also unter keinen Umständen unterschätzen.
Das Spiel verlief relativ einseitig. Zwar hatten die Kolumbianer durchaus Ballbesitz, sie schafften es aber nicht, daraus Chancen zu kreieren. So wurde es nur einmal brenzlig am Bamberger Tor, doch diese Gelegenheit konnte entschärft werden. Weitaus gefährlicher war die deutsche Offensive, die dreimal die Führung hätte erzielen müssen, doch diese Chancen wurden zu leichtfertig vergeben. Als die Zeit immer knapper wurde, drehte Bamberg noch einmal auf, konnte den Gang ins Strafwurfwerfen aber nicht mehr verhindern. Eine ärgerliche Situation, war man doch deutlich überlegen gewesen und nun erneut vom Glück abhängig.
Nach dem 1:0 durch Felix Walcher gleichen die Orcas aus. Der folgende Bamberger Strafwurf wird vom kolumbianischen Torwart gehalten. Bamberg steht am Abgrund. Doch Geza Toth hält ebenfalls! Ungeheure Spannung. Die weiteren Penaltys für Bamberg verwandeln Lukas Tadda, Sebastian Lange, Moritz Walcher. Markus Behringer hat schließlich Pech, sein Strafwurf wird wegen eines Offensivfouls abgepfiffen. Der letzte Strafwurf der Partie wird von Kolumbien verwandelt, das Spiel ist verloren, Bamberg war das Entsetzen auszusehen. Endstand 4:5.

Trotz dieser bitteren Niederlage war es aufgrund des Spielplans für das deutsche Team nach wie vor möglich, das Turnier zu gewinnen. Um mit einem guten Gefühl aus dem Turnier zu gehen, ganz gleich mit welchem Ergebnis, lautete die Devise deswegen, in der Revanchepartie gegen die Norweger alles zu geben. Im besten Falle würde man Meister, im schlechtesten Falle hätte man zumindest ein gutes Spiel gemacht. Und ja, ein gutes Spiel sollte es werden.

Das Bamberger Team entfesselte alles, was es hatte. Molde kam nicht aus der eigenen Hälfte, wurde dort eingeschnürt. Das spektakuläre Offensivspiel vermochten nur die Schiedsrichter zu unterbrechen, die in dieser Partie nach ansonsten guter Leistung erstmals etwas konfus wirkten. Mehrmals wurden wegen Bagatellfouls Zeitstrafen gegen Bamberger Stürmer verhängt, längere Phasen in Unterzahl waren die Folge. Aber auch hierdurch ließ sich das Team nicht bremsen, im Gegenteil: Durch einen Konter, während eines Unterzahlspiels von Bamberg, von Klemens Neumüller ging der Deutsche Meister in Führung. Im Anschluss an den Treffer ließ der Einsatz nicht nach, es wurde beherzt auf das 2:0 gespielt. Nach einem weiteren Bamberger Angriff kam es jedoch zu einem Konter durch einen norwegischen Einwechselspieler, der mustergültig zum 1:1 Ausgleich verwandelte und für Ernüchterung sorgte. Im weiteren Verlauf erspielten sich die Bamberger noch mehrere Großchancen, das nötige Quäntchen Glück fehlte ihnen aber. Im Gegenzug erhielten die Norweger aus einer halbgaren Gelegenheit heraus einen Strafwurf zugesprochen, den sie auch verwandelten. 1:2. Die Deutschen mobilisierten die letzten Reserven, gingen zu Lasten der Defensive noch mehr nach vorne, denn alles, was noch zählte, war der mögliche Ausgleich. Doch am Ende waren es wieder die abgebrühten Norweger, die ihre Gelegenheit nutzen und nach einem Konter den Sack zum 1:3 eiskalt zumachten.
Aus Bamberger Sicht ein fantastisches Spiel, auch wenn das Ergebnis einen anderen Anschein geben mag. Jeder hatte bis zum Letzten für seine Mitspieler gekämpft. Mit dieser tollen Mannschaftsleistung konnte man sich stolz aus dem Turnier verabschieden.

Zum Schluss des Turniers schlugen in einer spannenden Partie die Norweger Kolumbien mit 2:1 und gewannen den Cup. Das Resümee der Bamberger lautet für dieses Jahr, dass wieder ein großer Schritt getan wurde. Es gibt nun kein Team mehr, das den Deutschen überlegen ist. Sowohl Schweden, Norwegen, als auch Kolumbien wurden größtenteils kontrolliert, phasenweise sogar dominiert. Es gilt, an der Konstanz, der Konzentration und der Einstellung zu arbeiten, die in den kritischen Momenten über Sieg und Niederlage entscheiden. Es gilt, hier meisterliches Niveau zu erreichen. Das ist das Ziel der nächsten Jahre beim Tauchclub Bamberg.

Endstand

  1. Molde UVK – Norwegen
  2. Medellin Orcas – Kolumbien
  3. TC Bamberg – Deutschland
  4. SDK Malmö – Schweden
  5. Riihimäki – Finnland
  6. PF Budweis – Tschechien
  7. PI Dyk Kopenhagen – Dänemark
  8. UWRC WIen – Österreich
  9. Piranias Penafiel – Spanien
  10. Budapest – Ungarn
  11. USZ Zürich – Schweiz
  12. Neapel – Italien (Außerhalb der Wertung)
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