Nachbericht zu den Deutschen Meisterschaften und dem Burgebracher Kelch

Von Florian Grauer
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Daniel Weißhoff

Papa Horst rief bereits zum fünften Mal zur Suche nach dem heiligen Gral, Verzeihung – dem Kelch aus – und dieses Jahr folgten sie seinem Aufruf in Scharen. Die deutliche Zunahme an Teilnehmern, die sich am vergangenen Wochenende in Burgebrach versammelten, hat auch – aber nicht nur – damit zu tun, dass dieses Mal dort neben der Competition-Wertung des Burgebracher Kelches die Bayrischen und erstmalig auch die Deutschen Meisterschaften ausgetragen wurden. Bei immer mehr Athleten spricht sich der Kelch als toll organisierter Wettkampf mit super Wettkampfbedingungen in freundlicher Atmosphäre UND leckerem Kuchen herum. Er hat deshalb völlig zurecht in den Kalendern vieler an Wettkämpfen interessierter Freitaucher aus Deutschland und dem Ausland seinen festen Platz gefunden.

Um den insgesamt 12 weiblichen und 30 männlichen Apnoisten organisatorisch Herr zu werden und auch um für ausreichend Vorbereitungs- und Erholungszeiten sorgen zu können, wurde der Wettkampf auf zwei Tage ausgedehnt. Die Athleten dankten es dem Veranstalter mit einer Flut an persönlichen Bestleistungen und insgesamt drei Deutschen Rekorden.

Vlnr.: Florian Grauer, Willi Hoffmann, Robert Woltmann

Der Wettkampf wurde mit der Disziplin Statik am Samstag früh eröffnet. Dass die Statik-Maschine Peter Durdik seit letzem Jahr nicht mehr Mitglied von Aida Deutschland ist und deshalb nur im Ranking des Kelches auftauchte, dürften die meisten mit Bedauern und einige wenige mit eigenen Medaillen-Ambitionen möglicherweise mit einer gewissen Erleichterung zur Kenntnis genommen haben. An seine Punktlandung auf volle 08.00 Minuten sollte an diesem Wochenende keiner herankommen, am nächsten kamen ihm noch die beiden deutschen Ausnahmetaucher Willi Hoffmann, der sich mit persönlicher Bestleistung von 07:53 min Gold holte und Robert Woltmann, der es – ebenfalls mit personal best – auf 07:29 min brachte und dafür mit Silber dekoriert wurde. Die Nachfolgenden hielten die statikbedingt knurrenden Mägen und die Vorfreude auf die reich gedeckte Kuchentafel deutlich kürzer aus. Florian Grauer folgte den beiden auf´s Treppchen und erhielt mit derselben Zeit von 06:34min, die ihm in Wiesbaden in Abwesenheit von Robert noch zu Silber gereicht hatte, Bronze, wobei es keinesfalls Enttäuschung war, die ihn dieses mal nicht vor Freude Samba tanzen ließ. Das Niveau bei Statik war ein sehr hohes, und so brachten es auch Johannes Hummel (6:18), Fernando Iscar Rüland (6:07) und Cornelius Friesendorf (06:01) zu Ergebnissen jenseits der 6-Minuten-Marke (DM-Ranking). Ergebnisse mit 5-Minuten und mehr erreichten Daniel Weißhoff (5:52), Heinz Kirschner (5:41), Narciso Quijano Fraile (5:40), Arnd Steckenborn (5:06) und Thomas Plum (5:01). Die weiteren Plätze im Deutschen Ranking belegten Marius Nogueras (4:37), Gunther Lochstampfer (4:22), Hans-Juergen Lenzen (3:56) und Martin Schulzki (3:29). Zu einer unglücklichen Disqualifikation kam es bei WM-Teilnehmer Sven Abels aufgrund einer Berührung durch den Coach während des Surface-Protokolls und bei Oliver Dienst. In der Kelch-Wertung zeigten ihr Statik-Potential zudem der Schweizer Roland Rogenmoser mit 06.33 sowie Ralph Staudigl aus Österreich mit 06:23. Weitere Eingänge in die Wertung von Kelch oder Bayrischer Meisterschaft fanden Antons Krauklis (5:14) , Andres Duarte (3:33), Andrea Brandolini (4:46), Julian Jansen van Rensburg (5:13), Markus Möhrlein (5:02), Stephan Lehmann (4:54), Thomas Niedermeier (4:35) und Günther Lemberger (4:01).

 

Jonathan Worbach

Mit ungläubigem Staunen und Bewunderung dürften die meisten der älteren Semester darauf reagiert haben, als die Bayern ihren Nachwuchs präsentierten. Was der erst 13jährige Jonathan Worbach und der 17jährige Vincent Niemetz an Potential und Leistungswillen zeigten, war wirklich phänomenal. Bei Statik gaben die beiden (Jonathan 2:15, Vincent 3:32) einen ersten Vorgeschmack auf ihr Talent. Im weiteren Verlauf zeigten sie auch noch bei DYN (Jonathan 75m, Vincent 100m) und DNF (Jonathan 45m, Vincent 56m), dass mit ihnen in Zukunft noch zu rechnen sein wird. Bleibt dran Jungs, und lasst uns alte Knochen wenigstens noch ein paar Jahre mithalten…

Heike Schwerdtner

Bei den Frauen blieb Heike Schwerdtner das Statik-Maß aller Dinge. Mit 06:21 ließ sie es sich nicht nehmen, den eigenen Deutschen Rekord um weitere 2 Sekunden in die Höhe zu schrauben. Dass sie sich mittlerweile auch bei den Dynamik-Disziplinen äußerst wohl zu fühlen scheint, durfte sie später noch unter Beweis stellen. Auf den Treppchen-Plätzen folgten ihr Dagmar Andres-Brümmer (5:35) und Elisabeth Hummel (4:43), die davon profitierte, dass die mit ihr zeitgleiche Maria Unverricht eine geringere Vorgabe zu erfüllen hatte und sich damit laut AIDA-Regelwerk mit dem undankbaren 4. Platz zu begnügen hatte. Es sollte aber auch für sie noch Grund zur Freude geben. Auf den weiteren Plätzen folgten Eva Mallard (4:31), Anna-Lisa Schura (4:17), Birgit Wesemann (4:16), Sandra Kunkel (4:03) und Jana Vorsatz (1:56). In die Kelch-Wertung brachten sich mit weißen Karten noch die Nicht-AIDA-Deutschland-Apnoistinnen Birgit Standhartinger (4:27) und Svenja Hirschhausen (2:04) ein. Zu einer Disqualifikationen kam es bei Eva Raimundez Kuhlmann, die es leider verpasste, sich rechtzeitig für den Statik-Wettkampf beim Kampfrichter anzumelden.

Das Tauchen mit Flossen war für den Nachmittag des ersten Wettkampftages vorgesehen. Bei dieser Disziplin ist es einem freigestellt, ob man mit den herkömmlichen Stereoflossen oder einer Monoflosse antritt. Das Tauchen mit Monoflosse ist die sicherlich technisch anspruchsvollere Variante, die – ein entsprechendes Geschick im Umgang mit dem Tauchgerät vorausgesetzt – in der Regel aber mit deutlich größeren Weiten belohnt. Bei den Männern landeten der spät startende Robert Woltmann (200 Meter), Willi Hoffmann (192 Meter) und Thomas Plum (160 Meter) auf dem Treppchen der Deutschen Meisterschaften. 156 Meter im Kelch-Ranking erreichte Peter Durdik, dicht gefolgt von Roland Rogenmoser mit 155 Metern. Auf 150 Meter brachten es Florian Grauer mit bifins, Cornelius Friesendorf, Heinz Kirschner und Daniel Weißhoff. Ungeachtet von Kelch-oder DM-Ranking (man möge mir dieses Vermischen verzeihen – ich merke schon, das wird ein ziemlich langer Bericht) waren die nächsten Weiten der Männer (in absteigender Reihenfolge): Andres Duarte und Arnd Steckenborn (beide 149 Meter), Fernando Iscar Rüland (127 Meter), Gunther Lochstamper, Sven Abels und Marius Nogueras (alle 125 Meter), Antons Krauklis (118 Meter), Ralph Staudigl (117 Meter), Julian Jansen van Rensburg (111 Meter), Andrea Brandolini (108 Meter), Markus Möhrlein und Thomas Niedermeier (beide 104 Meter), Hans-Juergen Lenzen, Vincent Niemetz und Narciso Quijano Fraile (alle 100 Meter), Johannes Hummel (96 Meter), Stephan Lehmann (84 Meter), Jonathan Worbach (75 Meter), Oliver Dienst (74m) und Günther Lemberger (29 Meter).

Vlnr.: Heike Schwerdtner, Dagmar Andres-Brümmer, Maria Unverricht

Bei den Frauen war es erwartungsgemäß Dagmar Andres-Brümmer, die in ihrer Paradedisziplin mit 174 Metern den Sieg nach Hause fuhr, gefolgt von Maria Unverricht (159 Meter) und Heike Schwerdtner, die mit ihren 150 Metern bewies, dass sie nicht nur die Statik beherrscht, sondern auch in den Dynamik-Disziplinen kräftig Boden gut gemacht hat. Hinter den drei folgten – wieder rankingunabhängig und in absteigender Reihenfolge – Eva Raimundez Kuhlmann (146 Meter), Eva Mallard (124 Meter), Sandra Kunkel (108 Meter), Birgit Wesemann (100 Meter) Elisabeth Hummel (80 Meter), Anna-Lisa Schura (74 Meter), Svenja Hirschhausen (61 Meter) und Jana Vorsatz (53 Meter).

Am Sonntag sollte mit der Disziplin Tauchen ohne Flossen (DNF) dann der Wettkampf abgeschlossen werden. Eine erste Marke setzte der früh startende Willi Hoffmann, der 160 Meter erreichte. Bis zum letzten Starter sollte diese Weite nicht mehr annähernd erreicht werden. Doch Robert bewies erneut sein Ausnahmetalent und tauchte zum krönenden Abschluss eines phantastischen Events mit 192 Metern ein Ergebnis, mit dem er sich endgültig in der Weltspitze etablieren konnte. Bronze bei den Herren erreichte wie schon in DYN Thomas Plum, der eine persönliche Bestleistung mit 150 Metern aufstellte. Ebenfalls stark verbessert zeigten sich Fernando Iscar Rüland mit 144 Metern und Florian Grauer (134 Meter), die beide 10 Meter und mehr auf ihre bisherigen Bestleistungen drauf packen konnten. Danach folgten Cornelius Friesendorf und Gunther Lochstampfer (beide 125 Meter), Daniel Weißhoff mit ebenfalls starker Verbesserung auf 117 Meter, Narciso Quijano Fraile (113 Meter), Roland Rogenmoser (111 Meter), Andres Duarte (110 Meter), Antons Krauklis (109 Meter), Sven Abels (106 Meter), Hans-Jürgen Lenzen (103 Meter), Heinz Kirschner (100 Meter), Andrea Brandolini (99 Meter), Ralph Staudigl (93 Meter), Martin Schulzki (85 Meter), Julian Jansen van Rensburg (84 Meter), Marius Nogueras (82m, der diese Distanz aufgrund einer Knieoperation aber ausschließlich mit Armzug bewältigte), Günther Lemberger (80 Meter), Markus Möhrlein (79 Meter), Johannes Hummel (75 Meter), Stephan Lehmann (65 Meter), Oliver Dienst (57 Meter), Vincent Niemetz (56 Meter) und Jonathan Worbach (45 Meter). Arnd Steckenborn konnte sich leider nach dem Auftauchen bei 107 Metern nicht mehr aus eigener Kraft über Wasser halten und wurde disqualifiziert. Das gleiche Schicksal ereilte Thomas Niedermeier bei einer Distanz von 104 Metern.

Maria Unverricht

Dagmar Andres-Brümmer

Für das dra-maturgische Highlight sorgte neben Roberts Comeback und den starken Auftritten des Nachwuchses ein Wettkampf zwischen zwei Frauen, die seit Jahren die beiden besten deutschen Vertreterinnen des Tauchens ohne Flossen bilden. Maria Unverricht gelang es in einem starken Tauchgang, den Deutschen Rekord von Dagmar Andres-Brümmer um ganze vier Meter auf 133 Meter zu verbessern. Die später startende Dagmar bewies allerdings ihre ganze Routine und Nervenstärke – nur knappe zwei Stunden nach Verlust ihres Rekordtitels holte sie sich diesen von Maria wieder zurück, in dem sie mit 136 Metern noch einmal drei Meter weiter als die eben erst aufgestellte Bestmarke tauchte. Heike Schwerdtner zeigte wie schon im DYN-Wettbewerb, dass sie viel mehr kann als nur gefühlte Ewigkeiten reglos im Wasser zu liegen – ihre 124 Meter reichten hinter Maria, die sich Silber sicherte, zur Bronzemedaille. Birgit Standhartinger tauchte 119 Meter, Sandra Kunkel 107 Meter, gefolgt von Eva Mallard (77 Meter), Birgit Wesemann (75 Meter), Svenja Hirschhausen (74 Meter), Eva Raimundez Kuhlmann kam auf 71 Meter, gefolgt von Elisabeth Hummel (58 Meter), Anna-Lisa Schura (55 Meter), und Jana Vorsatz (37 Meter).

Gleich sechs Berliner zog es in den Süden

Damit war der Wettkampfteil abgeschlossen – nach spannender Warterei folgte dann die Siegerehrung. Großes Lob gebührt dabei Willi Hoffmann, der die Leistungen aller Teilnehmer würdigend erwähnte, ausführlich auf deren individuelle Entwicklungen einging und damit einen wichtigen Beitrag leistete, dass auch diejenigen sich mit Anerkennung und Ansporn aus einem solch intensiven Wettkampf verabschieden konnten, für die es (noch) nicht bis ganz nach oben gereicht hat. Außerdem ist es nicht vorstellbar, dass jemand noch bescheidener die eigenen Top-Leistungen einzuordnen in der Lage ist – schließlich musste Willi sich ja einige Male selbst mit Auszeichnungen bedenken. Horst Säger ließ es sich dann zum Abschluss nicht nehmen, zu den Siegern der Einzeldisziplinen auch noch die deutschen Gesamtsieger und Gesamtsiegerinnen zu küren. So kamen Robert Woltmann, Willi Hoffmann und Florian Grauer zu weiteren Ehrungen bei den Männern, bei den Frauen waren es Dagmar Andres-Brümmer, Heike Schwerdtner und Maria Unverricht, die sich über ihre Pokale freuen durften.

Es gilt der Dank den Organisatoren, Judges, Safetys, Zeitnehmern und allen sonstigen Helfern, die für das medizinische und kulinarische Wohl der Apnoisten sorgten. Man kann von den Bambergern nur wünschen, dass sich diese erneut um eine Ausrichtung der AIDA-DM bewerben mögen. Ansonsten bleibt zu hoffen, dass nicht allzu viele von uns Normalsterblichen den höchstwahrscheinlich falschen Schluss ziehen, eine einjährige Wettkampfabstinenz könnte per se zu ähnlich gigantischen Leistungen führen, wie wir sie bei Roberts Fabel-Comeback dieses Wochenende bewundern durften – es wäre eine gähnende Leere bei den kommenden Wettkämpfen zu befürchten, trotz der tollen Organisation und dem ach so leckeren Kuchen.

Weitere Berichte über Freitauchwettkämpfe findest du bei aida-deutschland

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